Schabbatlesung am 29.03.2020

Mischpatim - Rechte, 3. Mose 1,1 - 5,26
Was ich aus der heutigen Schabbatlesung lernte:
  1. Als Christ können wir uns gerade in der Krise wieder ein Beispiel an Israel nehmen: Denn der Schabbat war der Familiengottesdienst in Israel. Mit anderen Worten: trotz der Krise wird Gottesdienst gefeiert, die Bibel feierlich gelesen und gemeinsam gegessen. Darüber hinaus ruht man am Schabbat und bereitet sich bereits am Freitag Abend auf diesen Tag des Gottesdienstes vor. Welch ein positives Vorbild.
  2. Opfervorschriften: Was sich gar nicht schöne anhört, ist in Wirklichkeit wirksame Verbrechensprävention. Denn jedes Vergehen hatte Konsequenzen, die mit einem festgelegten Vermögensabfluss, das heißt einer hohen Geldzahlung verbunden waren. Früher in Form von Tieren, die zur langfristigen Versorgung gehalten wurden.
    1. Folgende Elemente der Opfervorschriften sind mir ins Auge gefallen:
      1. Die Konsequenzen waren klar geregelt
      2. Es handelte sich um einen Vermögensabfluss
      3. Ein öffentliches Bekenntnis war bei Fehlverhalten erforderlich
      4. Das Bekenntnis erfolgte bei Zeugen, den Priestern
      5. Die Konsequenzen wollten freiwillig gezogen werden
      6. Es gab aber eine Hinweispflicht der Mitbürger (Kap. 5,2 oder 4,22)
      7. Die Konsequenzen treffen Bürger wie auch Leiter oder Führer, heute Politiker oder die Regierung gleichermaßen (Kap. 4,22)
  3. Die Aufgaben des Heiligtums betrafen Grundregeln des Zusammenlebens, des bürgerlichen Rechts und des Währungssystems. Das Heiligtum als Zentralbank, für mich eine beruhigende Vorstellung (Kap., 5,15). Mit anderen Worten: Das Zusammenleben und vor allem das Zusammen-Wirtschaften, wie jemand geschädigt wurde, ob jemand ehrlich war, war Gott HEILIG. Der Verstoß oder die Schädigung eines Mitbürgers war gleichsam ein Sakrileg, das heiß eine Schädigung dessen, was Gott heilig ist (Kap. 5, 20 ff). In diese Fällen war es Pflicht, wenn jemand übervorteilt wurde, beraubt wurde, gefundenes nicht zurückerstattet wurde, gelogen wurde, alles wieder zu erstatten und zusätzlich 20 % aufzuschlagen. Darüber hinaus kamen die oben beschriebenen Opfer noch hinzu.
    1. Man könnte somit sagen, dass diese Art von zwischenmenschlicher Schädigung vor Gott noch schlimmer ist, als ein einfaches Fehlverhalten, ohne jemand anderen zu schädigen. Wenn man das auf die heutige Zeit überträgt, stellt man fest, dass sich diese Realität weit von unserer heutigen entfernt hat. Gerade durch die Neutralität der Menschen untereinander ist man sich heute gar nicht mehr bewusst, wenn man einen anderen schädigt. Die Währung ist übrigens auch nicht mehr heilig, das machen heute Banken. Und die direkte Erstattung von Schäden werden auf keinen Fall - oder in den seltensten Fällen - freiwillig oder gar öffentlich geleistet. Man lebt heute in einer neutralen Welt, wo alles erlaubt zu sein scheint und niemand mehr eine gemeinsame Wertegrundlage akzeptieren möchte, weil ja jeder glauben darf, was er will. Oder übervorteilen Großkonzerne nicht, wenn sie sich weltweit der Steuer entziehen?

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