4 Eigenarten christlicher Unternehmenskultur, was heißt das konkret?

  1. Grundsatz der zweiten Meile
Der Grundsatz der zweiten Meile betrifft die Art und Weise, wie wir mit Menschen und Aufgaben umgehen. Wenn eine Bitte, eine Erwartung, ein Beratungsauftrag oder auch Kollegen an uns herantreten, die einfach nur unsere Hilfe benötigen. Wir nehmen die Anliegen und Bitten grundsätzlich sehr ernst und bemühen uns, zur Lösung und Beantwortung, zur Bearbeitung und Erledigung grundsätzlich mehr aufzuwenden, als von uns erwartet wird. Wir denken, dass nur dann unser Gegenüber wirklich erkennt, dass wir seine Anliegen ernst nehmen. Wir ergreifen in solchen Fällen auch die Initiative und lassen unsere Partner nicht im Regen stehen. Wir haken nach und gehen der Sache auf den Grund und versuchen alles in unserer Macht stehende zu geben, so dass unser Gegenüber wirklich erkennt, dass wir die Situation nicht auf die leichte Schulter nehmen.
Andererseits dulden wir es nicht, wenn jemand in unserem Team nachlässig mit irgendeinem Teil seiner Arbeit und Verantwortung, sei es der Umgang mit Chef und Kollegen, Behörden oder Mitarbeitern, Kunden und Mandanten, Lieferanten und Arbeitsaufgaben, umgeht.
Der Grundsatz der zweiten Meile gilt zunächst intern sowie extern. Er bedeutet nicht, dass er zum Selbstzweck wird. Ausnutzen lassen wir uns nicht.
  1. Grundsatz des vierfachen Ackerfeldes 
Der Grundsatz des vierfachen Ackerfeldes beinhaltet ebenfalls unseren Umgang mit den Arbeitsaufgaben, aber auch die Auswahl unserer Mitarbeiter und Kunden, mit denen wir am liebsten zusammen arbeiten. 
Denn wir mögen es nicht, wenn wir Dinge nicht verstehen. Wir mögen es nicht, wenn wir Dinge nicht oder falsch verstehen und vermitteln. Wir mögen es auch nicht, wenn wir Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten oder auch Behörden haben, die unsere Anliegen nicht ernst nehmen. Genau so, wie wir die Anliegen anderer sehr ernst nehmen, erwarten wir es auch von unseren Geschäftspartnern intern und extern.
Wir wollen nicht umsonst arbeiten und vor allem nicht, sinnlose oder überflüssige Arbeit tun. Wenn uns also etwas überflüssig erscheint, Unrecht oder nicht nachvollziehbar oder nicht sinnvoll, wehren wir uns dagegen. Wir nehmen und geben uns unserem Schicksal nicht stillschweigend hin. Das bedeutet, wir suchen uns natürlich sehr gerne Fälle aus, bei denen wir auch wirklich etwas bewirken können. Und Menschen, die unsere Arbeit zu schätzen wissen. Wir mögen es nicht, wenn unser Gegenüber unsere Arbeit nicht schätzt, uns unfreundlich oder undankbar behandelt. Denn das entspricht nicht dem, mit welchem Aufwand und welcher Haltung wir unsere Arbeit erledigen.
Aus diesem Grunde suchen wir sowohl Mitarbeiter als auch Kunden und Mandanten mit Beratungspotential und Entwicklungsmöglichkeiten. Wir suchen Mitarbeiter und Mandanten, die gerne mit uns zusammen arbeiten möchten und auch unsere Anliegen und Bitten ernst nehmen und erwidern. Die unsere Ratschläge und Empfehlungen, Hinweise und Richtlinien ernst nehmen und befolgen. Mit anderen Worten, wollen wir unsere Saat nicht am Wegrand sehen, wo sie im nächsten Moment ungehört verweht wird. Sondern in einem guten Herzen, das die Saat, unseren Rat und die Empfehlung ernst nimmt und umsetzt. Das erfordert Demut, Selbstbewusstsein und Mut, sich unter Umständen etwas sagen zu lassen und die Flexibilität, sich auf den anderen einstellen zu wollen und sich etwas sagen zu lassen. Es erfordert auch, Verständnis dafür aufbringen zu wollen, zu erfahren, was der andere wirklich meint. Und die Bereitschaft, sich darauf einzulassen. 
  1. Jüngerschaft
Einer geht vor, die anderen folgen. Beim nächsten Mal folgt der andere. Das betrifft nicht nur den Chef, auch der Chef ist Jünger. Das betrifft nicht nur den Kollegen, denn auch der andere ist in manchen Dingen weiter als man selbst. Das betrifft auch wiederum eine Grundhaltung. Wir gestehen uns ein, dass Beziehungen sich ändern. Lebensverhältnisse, wirtschaftliche Situationen, rechtliche Gegebenheiten ändern sich. Es kommen laufend neue Dinge hinzu, gerade im Steuerrecht. Damit müssen wir auch unsere Mandanten konfrontieren. 
Daher erwarten wir dieses Prinzip auch von unseren Kunden. Denn was nutzt es einem, wenn man alte Kamellen isst. Die schmecken erstens nicht und können sogar den Magen verderben. Keinesfalls dürfen wir sie weitergeben, sondern wir müssen sie wegwerfen, uns davon trennen. Wir stehen daher in einem laufenden Lern- und Veränderungsprozess. Kunden müssen sich diesem Veränderungsprozess stellen und bereit sein, sich auf Neues einzulassen.
Wenn jemand neu ins Team kommt, erwarten wir nicht von ihm, dass er von allein alles kennt und weiß. Es ist normal, erst einmal mitzugehen und sich unsere Arbeitsweise anzuschauen. Wir lieben Fragen und lassen niemanden damit alleine. Allerdings wollen wir auch nicht, dass jemand seine Fragen für sich behält oder so tut, als wüsste er bereits alles. Das passt nicht zu uns und stellt uns vor größere Probleme. Wenn jemand diesen Prozess durchlaufen ist, erwarten wir, dass er andere mitnimmt. Das was sich jemand erarbeitet hat, davon sollen die Kollegen profitieren können. Wir sind kein Team von Einzelkämpfern bei dem der eine den anderen aussticht. Wir funktionieren nur im Team, in der Gruppe gut. Einzelkämpfer können wir nicht gebrauchen.
Viele Dinge vernetzen sich, vieles greift ineinander. Nicht jeder muss alles wissen. Das entlastet und wertet auf. Das bedeutet auch, nicht das Wissen gibt uns Bestätigung, sondern die Person. Wir sind abhängig von unserem Kollegen und Kunden, nicht von unserem Wissen. Das können wir uns immer neu erarbeiten, weil es sich verändert. Und wir wollen es uns erarbeiten, zum Nutzen der anderen, auch der Kollegen.
  1. Du sollst nicht lügen
Dieser Grundsatz betrifft weniger die Tatsache, dass es um die Wahrheit geht. Was ist Wahrheit, sagte Herodes und kreuzigte Jesus. Römer 3,4 sagt Gott aber ist gerecht, jeder Mensch ein Lügner.
Selbstverständlich geht es bei dieser Einleitung nicht darum, die Grundsätze der Wahrheitsfindung und Beweisführung zu entwerten. Nein, der tatsächliche Sachverhalt ist immer maßgebend. Aber, wie häufig hat sich bereits herausgestellt, dass im Nachhinein, bei wirklicher Betrachtung, der Sachverhalt tatsächlich ein ganz anderer war. Wie häufig merken wir, dass wir geirrt haben. Selbst in Betriebsprüfungen, bei Schlussbesprechungen, einigt man sich häufig auf irgendein Ergebnis, von dem NIEMAND weiß, ob das nun das Zutreffende ist. Ich bin mir nicht sicher, ob Mehrergebnisse immer auch zutreffend sind. Wie häufig sind es rein formelle Dinge und Fehler sind, die zu solchen Mehrergebnissen führen, unabhängig davon, ob das wirklich so gewesen sei.
Aber der Grundsatz besagt vielmehr etwas anderes. Es geht nämlich darum, dass wir das, was wir sagen, auch meinen. Ob wir das, was wir zu sein bedeuten auch wirklich sind. Wir wollen ein verlässlicher Partner sein. Aus diesem Grund mögen wir es nicht, zu bluffen. Wir stapeln lieber klein und bleiben bei uns selbst. Letztenendes sind wir alle nur Menschen, die nur einen Mini-Ausschnitt der gesamten Menschheit, des gesamten Lebens darstellen. Wir sollten uns selbst daher nicht allzu wichtig nehmen. Vielmehr ist es uns wichtig, dass derjenige, dem wir begegnen, nicht durch uns einen Nachteil erlangt. Dass er durch uns weiterkommt. Dass er uns vertraut. Und das können wir nur erreichen, wenn wir alle Dinge, die wir versprechen, auch halten. Und wenn wir das nicht tun, sollten wir immer dazu stehen und selbst die Verantwortung übernehmen. Denn perfekt ist niemand, auch wir nicht. Das kann auch keiner von uns erwarten, obwohl wir in der Tat Perfektion und höchste Leistung anstreben. Aber wenn wir Fehler gemacht haben, müssen wir dazustehen. Das ist Ehrlichkeit.

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Kommentare: 2
  • #1

    A. Brückmann (Montag, 02 September 2019 20:54)

    Sehr gute Grundsätze, die vielleicht ein klein wenig schriftlichen Schliffs bedürfen. Der 4. Punkt müsste aber heißen „nicht falsch Zeugnis geben“ (denn das fasst mehr mit ein als „nicht lügen“) und der Korrektur, dass es Pilatus war, der nach der Wahrheit fragte und Jesus kreuzigen ließ, nicht Herodes.

  • #2

    Peter Diederich (Freitag, 06 September 2019 04:26)

    Sehr geehrte Frau oder Herr Brückmann,
    Ich freue mich sehr über Ihre Kommentierung. Sie haben vollkommen recht, mein Deutsch könnte geschliffen werden. Danke auch für den Hinweis mit Pilatus. Beste Grüße, P. Diederich