Christsein Heute

Ich habe heute zum wiederholten Mal die Stelle im Johannesevangelium gelesen im Kapitel 8, wo es um Jesus und die Ehebrecherin geht. Ich habe dem Abschnitt dann die Überschrift gegeben: RICHTEN GEHT NICHT. GAR NICHT.

 

Seit etwa einem Jahr beschäftige ich mich mit dem Thema Gewaltfreiheit. Nämlich genau seit dem Zeitpunkt, seitdem ich entdeckt habe, dass Mohandas Karamchand Gandhi, bekannt als Mahatma Gandhi, sich mit dem Reich Gottes auf Erden beschäftigt hat. Mit dem Königreich Gottes. Er hat danach gestrebt, dieses Königreich Gottes hier auf Erden zu errichten.

 

Nach längerer Zeit entdeckte ich, dass seine Bewegung im Christentum wurzelt. Und zwar in einem in europäischen Kreisen sehr unbekannten Zweig der Reformation, die etwa im Jahre 1400 im heutigen Tschechien begonnen hat. Heute bekannt als die Herrnhuter Brüdergemeinde. 

 

Dazu werde ich später mehr schreiben. Jetzt geht es mir um die Dimension des Richtens. Wenn Jesus die Ehebrecherin nicht gerichtet hat, die nach damaligen Gesetzen gerichtet werden musste, was bedeutet das für Christen im Beruf heute?

 

Wo überall richten wir über Menschen? In welchen Berufen?

 

Ich kann für meinen Arbeitsbereich genau definieren, wo über Menschen gerichtet wird. Und für meine Begriffe häufig zu Unrecht. Häufig müssen Sachverhalte beurteilt werden, es fehlen möglicherweise Dokumente, Belege. Vorschriften werden nicht zu 100 % erfüllt. Oder Vorschriften sind so streng oder aber ungenau, dass es einfach schlicht und ergreifend nicht möglich ist, sie zu erfüllen.

 

Es wird um Kleinigkeiten gestritten, Fristen werden gesetzt, Schemen werden geprägt. Der Mensch bleibt da häufig auf der Strecke. Der Mensch ist schlicht und ergreifend unwichtig. Sein Schicksal ist egal, wenn er steuerliche Vorschriften missachtet hat.

 

Ich will nicht dazu aufrufen steuerliche Vorschriften zu missachten. Nein, aber steuerliche Vorschriften so zu verfassen, dass jeder sie befolgen kann. Nicht jedem direkt Unrecht unterstellen. Leistung und Anstrengung zu belohnen und nicht durch hohe Abgaben und Formauflagen zu sanktionieren.

 

Und ich will hinterfragen, ob man als Christ zu der Gruppe der „Richtenden“ gehören kann. 

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